Müssen lokale Geschäfte zukünftig mit Amazon oder Google zusammenarbeiten?
Online einzukaufen und am gleichen Tag noch die Lieferung zu erhalten, klingt nach einem Traum. Ist das eher eine Wunschvorstellung oder doch bald Wirklichkeit? Sich zum Einkaufen aus dem Haus zu bewegen, wird dann keine Notwendigkeit mehr. Aber ist das überhaupt möglich?
Nicht immer ist es möglich, ins Auto zu springen, ins nächste Geschäft zu fahren und sich mit bestimmten Haushaltsnotwendigkeiten einzudecken oder gerade ausgegangenes Toilettenpapier nachzukaufen, wenn man mit Arbeit und anderen Aufgaben zugekleistert ist. Dennoch ist es nicht immer möglich, seine Einkäufe auf ein paar Tage später zu verschieben, sondern wird Manches sofort benötigt – besonders dann, wenn mehrere Personen in einem Haushalt wohnen und diese alle gleichermaßen beschäftigt sind.
Amazon und Google legen nun beide ein Geschäftskonzept vor, dass die Art des Einkaufens in Zukunft verändern könnte. Genau diese oben beschriebene Problematik, soll gelöst werden. Aber ob das tatsächlich klappt, steht natürlich noch in den Sternen. Einen Einblick darüber gab Slate.com in einem aktuellen Artikel dazu: „The Glorious Future of Shopping“.
Warten in der Schlange ade – Online-Shopping geht schnell und ist unkompliziert
Google Shopping Express hat in den USA eine Testphase eingeläutet, um Konsumenten die Möglichkeit zu geben, sich vom neuen Service des Suchmaschinenkonzerns zu überzeugen, der eine neue Art des Einkaufens einläuten will. Nach der Bestellung soll die Ware innerhalb weniger Stunden beim Besteller Zuhause eintreffen. Wie Slate.com berichtet, wird diese Art Einzukaufen derzeit in der Gegend um San Francisco, in den USA, getestet. Einen eigenen Test hat auch genanntes Online-Magazin durchgeführt.
Viele namenhafte Shops sind daran beteiligt, darunter einige große Namen, aber auch einige kleine lokale Besonderheiten vereint Google auf einer einzigartigen Plattform. Dazu gehören derzeit zum Beispiel Target, Staples, Toys’R’Us, Blue Bottle Coffee und Nob Hill Foods. Dadurch wird ermöglicht, dass auch bestimmte Gegenstände und Alltagsprodukte, die man sonst nur aus einem Fachgeschäft erhalten würde, eingekauft werden können. Dabei wird der gleiche Preis angeboten, wie im lokalen Fachgeschäft.
Nachdem man alle seine benötigten Waren ausgesucht hat, folgt die Bestimmung der Lieferzeit, die beispielsweise „irgendwann am gleichen Tag“ oder auf einen bestimmten Zeitrahmen festgelegt wird. Die Ware wird entsprechend zur gewünschten Zeit geliefert. Beim Test von Slate.com wurde eine Bestellung zur Mittagszeit aufgegeben, die Lieferung folgte kurz nach 16 Uhr. Es wurden alle notwendigen Einkäufe erledigt, ohne dass man sein Haus verlassen oder Extrawege auf sich nehmen musste. Ebenso spätere Lieferungen bis 21 Uhr sind möglich, sollte man zur vorgesehenen Lieferzeit nicht Zuhause vorzufinden sein.
Google will für diesen Service eine Gebühr von 60 bis 70 $ pro Jahr veranschlagen und ein ähnliches Konzept verwenden, wie es bereits Amazon mit seinem Prime-Service tut. Allerdings ist diese Preisangabe keineswegs offiziell, sondern noch in der Entwicklung. Während der Testphase ist der Service jedenfalls noch kostenfrei. Wie schon mit Amazon uns einem kostenlosen Lieferservice verwöhnte, könnte auch Google Shopping Express die gewohnte Art einzukaufen, revolutionieren.
In diesem Sinne würde man sich damit das Parken, Anstehen in der Schlange oder das Herumgehetze vor Ladenschluss sparen. Solange man rechtzeitig bestellt und einen kleinen Zeitrahmen lässt, den Google zur Lieferung aufwendet, erhält man trotzdem noch seine Einkäufe – selbst wenn es in der Arbeit mal länger wird oder man keine Zeit hat, das Haus zu verlassen.
Google und Amazon wetteifern, um das bessere und schnellere Lieferangebot
Google ist nicht der Einzige, der daran denkt, einen derartigen Service anzubieten. Auch Amazon will mit „AmazonFresh“ einen Lieferservice für Lebensmittel einführen. Das würde die Giganten des Internets noch weitaus größer machen, als sie ohnehin schon sind. Für Amazon ist dieser Schritt aber keine Überraschung.
Dennoch trifft Amazon nach wie vor auf Schwierigkeiten in der Lieferzeit. Denn gewisse Gegenstände, zum Beispiel für den Haushalt, werden so gut wie immer innerhalb kürzester Zeit benötigt – am Besten natürlich sofort. Daher gab man sich bisher damit zufrieden, lokale Geschäfte aufzusuchen und sich mit diesen Dingen einzudecken. Diese Marktlücke wollen Google und Amazon aber nun schließen.
Mit der Aussicht, seine Online-Einkäufe noch am selben Tag zu erhalten, könnte Google oder auch Amazon durchaus bei der Masse punkten. Das Kaufverhalten der Nutzer würde sich verändern und eine neue Umsatzmöglichkeit für diese Online-Riesen eröffnen. Auch die Gedanken, die man sich als Konsument macht, würden durch die verkürzten Wege, nicht mehr notwendig sein.
Somit wäre so gut wie alles, was man im Alltag oder Haushalt braucht, über das Online-Shopping in kurzer Zeit vorhanden. Dadurch würde es sich auch erübrigen, mehrere Geschäfte aufzusuchen, wenn man bestimmte Alltagsgegenstände nur in einem bestimmten Geschäft vorfindet. Noch dazu müsste man zukünftig nicht mehr seine Bedürfnisse und Wünsche beschränken, wenn man doch alles, was man möchte, von einer einzigen Online-Plattform bestellen kann.
Schnelles Online-Shopping ist noch ausbaufähig
Amazon und auch Google bieten damit zwei völlig unterschiedliche Services an. Während Google sich die Produkte anderer Shops zu Nutze macht und auf eigene Lagerflächen verzichtet, beschränkt sich Amazon indessen nicht nur auf das Angebot der zugehörigen Shops, sondern auch eigene Lagerhäuser kommen zum Tragen. Amazon hat dadurch weitaus mehr Kontrolle über die Qualität der Waren, die an die Konsumenten ausgeliefert werden. Dennoch scheitert AmazonFresh noch sehr an den Preisen, die veranschlagt werden. Im Vergleich zu lokalen Angeboten sind die Produkte unter Amazon weitaus teurer. Beide Varianten sind noch nicht ausgereift und bedürfen einer Erweiterung zum Sortiment als auch der Liefermöglichkeiten.
Sich dem Vorhaben zu widmen, die Lieferungen noch am selben Tag zu ermöglichen, ist ein schwieriges Unterfangen und braucht sicherlich noch Einiges an Entwicklungszeit. Es ist also nicht absehbar, welcher der beiden Giganten es schaffen wird, diesen Service zu etablieren und auch auf andere Regionen auszuweiten. Dennoch ist es eine schöne Vorstellung, wie das Online-Shopping zukünftig aussehen könnte.
Es bleibt dennoch die Frage offen, wie es dann mit lokalen Ladengeschäften weitergehen soll? Würde das bedeuten, dass diese nur noch unter der Fuchtel von Amazon oder Google stehen würden, vorausgesetzt, die Mehrheit der Konsumenten gewöhnt sich an diese Art einzukaufen? Aber bis man sich darum Gedanken machen muss, vergeht sicherlich noch sehr viel Entwicklungszeit und wer weiß, ob dieser Service es überhaupt nach Deutschland schafft.